Wer bist Du?
Ich bin Holger Sachs, Baujahr 1969, komme aus Fulda und, solange ich mich erinnern kann, immer schon fasziniert von Trommeln.
Nach der üblichen Karriere auf Waschmitteltrommeln schickten mich meine Eltern 1980 mit einem Arbeitskollegen meines Vaters zu einem Verein, damit ich nicht einfach nur sinn- und zwecklos rumkloppe, sondern das Ganze auch mal richtig lerne. Vielleicht auch die Idee im Hinterkopf, wenn ich sehe, was das an Arbeit ist, lasse ich es schon sein. Von wegen….
Der Verein hatte ziemlich gute Ausbilder, denen ich das Leben bestimmt sauer gemacht habe (für Insider: „Spiel, wenn Du dran bist!“). Nach fünf Jahren wechselte ein Großteil, unter anderem auch ich, zu einem anderen Verein, in dem ich immer noch aktiv bin.
Parallel dazu habe ich auch noch Schlagzeug- Unterricht nehmen können, und die Trommelei lässt mich einfach nicht los.
Wie kommt man dazu, Trommeln zu bauen?
Ich war mit meinem Schlagzeug nicht mehr zufrieden und wollte was Anderes. Also habe ich- Schreinerlehre sei Dank- mich an ein Tom gewagt. Das war der Anfang.
Aus dem Tom wurde ein Schlagzeug, dann kamen diverse Reparaturen für die Vereins- Trommeln, und irgendwann hatte ich in einem Workshop die Gelegenheit, eine Basler Trommel zu spielen. Kurz danach hatte ich meine erste Trommel aus der Schweiz da, in erbärmlichen Zustand, Sound war naja. Daraufhin habe ich mir einen Schränkbock, also eine Pressvorrichtung gebaut, und siehe da- es wurde besser.
Allerdings die war aus verchromtem Messing, eine aus Holz wäre eher was- bis auf den Preis. Also hieß es, Teile organisieren und losbauen. Das Ergebnis war offensichtlich gut genug, um Interesse auch bei anderen zu wecken- unter anderem bei Andreas Stolle aus Büdingen. Auf seine Anregung hin baute ich eine Bass Drum um, und das Ergebnis war faszinierend: Eine um etwa 3kg leichtere Trommel mit unglaublichem Sound.
Warum Seil statt Schrauben?
Jahrhundertelang wurden Trommeln mit Seilen gespannt, weil es einfach und Schrauben teuer waren. Durch die Industrialisierung wurden Schrauben günstig, damit konnten diese auf für Schlaginstrumente eingesetzt werden.
Schrauben machen das Fellwechseln einfach, nehmen aber viel vom Klang. Die ganze angeschraubte Hardware muss mit in Schwingung versetzt werden und nimmt einen Teil der Energie auf. Dieser Teil kann dann nicht in Klang umgewandelt werden.
Durch die Seilspannung sind nur die Abhebung und das Air Vent mit dem Kessel verbunden, da wird deutlich weniger absorbiert. Dazu kann der Sound schnell und einfach verändert werden, die Felle nach dem Spielen abzuspannen sollte sich auch positiv auf die Lebensdauer auswirken.
Wieso Schamanentrommeln?
Die Anregung kam von einer Heilpraktikerin, die eine im Klang verstellbare Trommel ohne Metall und Kunststoff suchte.
Dafür bietet sich die Seilspannung an, damit kann während des Spielens der Sound schnell und einfach verändert werden. Die Felle bringen ihren eigenen Klang mit, z.B. klingt Kalb anders als Damwild. Wenn möglich, werden bereits gebrauchte Felle verwendet, um auch deren Geschichte Klang zu verleihen. So entstehen ungewöhnliche und große, klanglich einzigartige und flexible Trommeln.
„…aus der Rhön“?
Ich wohne in Fulda und baue die Trommeln auch hier. Gleichzeitig versuche ich, möglichst viel aus der Region zu bekommen. Bestimmte Gewerke sind hier nicht vorhanden, eine Gerberei oder Seilerei z.B. habe ich noch nicht gefunden- bin da für jeden Tipp dankbar.
Woher kommt der Name „Sticks out“?
Bei einigen youtube- Videos, z. B. bei denen der Old Guard (Adventures of Joe 90, mit Peter Vulperhorst), lautet das Kommando „sticks out“. Damit werden die Stöcke aus der Grund- in die Spielhaltung genommen. Ich verstehe das als Aufforderung: Fang an zu trommeln!
Die Doppelbedeutung „it sticks out“ im Sinne von „sticht aus der Masse heraus“, ist mir erst bewußt geworden, als ich Logo und Homepage schon erstellt hatte. Ich lass es trotzdem.
Machst Du nur Trommeln mit Seilen?
In der Herstellung ja. Es gibt viele sehr gute Hersteller von „normalen“ , also mit Schrauben gespannter Trommeln, da muss nicht noch einer mehr auf den Markt drängen. Seilspannung ist ein Nischenprodukt, dass meines Wissens nach sonst in Deutschland nicht hergestellt wird. Also tobe ich mich lieber hier aus.
Service, Aufarbeitung oder Reparaturen kann ich gern anbieten. Die alten Marching Snares der Marchingband Bachrain habe ich z. B. komplett aufgearbeitet, Hardware neu gepulvert, neu foliert etc. Mehrere Basler Trommeln habe ich von den dort üblichen metrischen Fellen auf zöllig umgebaut. Damit wird die Fellauswahl größer, die Ersatzteilbeschaffung einfacher- und deutlich günstiger.
Woher kriegst Du Deine Kessel?
Bislang hatte ich einen Lieferanten, der aber Corona nicht überlebt hat. Von dem konnte ich die Technik und einen Teil des Maschinenparks übernehmen. Damit habe ich angefangen, die ersten Prototypen zu bauen. Damit kann fast jeder Kesselgrößenwunsch Wirklichkeit werden. Als Test habe ich einen 28″x 28″- Kessel (ca. 70cmx 70cm) und auf Kundenwusch einen 32″x 24″- Kessel (ca. 80cmx 60cm) gebaut.
Bist Du auch auf Social Media zu finden?
Nein. Weder privat noch geschäftlich. Ich habe eine der Möglichkeiten ca. sechs Wochen ausprobiert, dabei festgestellt, dass es sehr viel Zeit bindet, die ich lieber in mein Kerngeschäft einsetze. Mir ist bewußt, dass ich dadurch nicht so präsent bin. Andererseits hast Du mich und diese Seite auch ohne Social Media gefunden.